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Mission Card - neues Erfolgskonzept für das Training erfolgreich erprobt

Als aktiver Soldat nehme ich sehr gerne die Möglichkeit wahr, im Frühjahr mit der Bundeswehr Flugsportgruppe nach Vinon zu trainieren, weil dort die Segelflugsaison einen Monat eher startet und ideale Voraussetzungen für jedes Leistungsspektrum vorliegen. Die Wetter-Bedingungen sind in der Regel schon gut bis sehr gut und bieten ein breites segelfliegerischeres Spektrum. Thermische Flüge in guter bis sehr guter Thermik, Wellen- und Hangflüge aber auch Flachlandflüge sind dort bereits möglich.

Als erfahrender Pilot hatte ich im Vorfeld Segelfliegerkameraden über Vinon berichtet und angeboten unter Anleitung den Hochgebirgssegelflug im niedrigen und mittleren Niveau zu erlernen. Es fanden sich schnell Interessenten und so sind wir mit einem Duo Discus, einer DG505MB und einer DG300WL nach Vinon aufgebrochen.

Im Vorfeld habe ich die beiden Piloten informiert, was in Vinon zu erwarten ist, wie man sich dort verhält und wie man dort untergebracht ist. Mein Ziel war es, mit einem vorher ausformulierten Trainingsplan absoluten Neulingen den Hochgebirgssegelflug näher zu bringen und Handlungssicherheit zu generieren. Dazu habe ich in Zusammenarbeit mit Frank Strewinsky Trainingspläne entworfen, die sich an den Wissensstand des zu Trainierenden orientierten. So konnten kleinere Strecken geflogen werden. Die solide Vorbereitung hat uns morgens den Zeitdruck genommen, unbedingt vorne in der Startreihe stehen zu müssen.

Vor dem Flug wurde ein detailliertes Briefing anhand der Trainingspläne durchgeführt werden und je nach Wetterbedingungen leicht angepasst. Somit startete der Trainee nicht schon gestresst und konnte sich im Flug besser auf Geländemerkmale und Ausbildungsinhalte konzentrieren. Wenn das Tagesziel erreicht wurde, wurde umgekehrt und nachmittags wieder in Vinon gelandet. Es war genug Zeit das Gelernte nachzubereiten, den Flieger wieder auf den nächsten Tag vorzubereiten, um dann bei einem Getränk seiner Wahl in Ruhe über den Flug Revue passieren zu lassen. Briefing, Tagestraining und Debriefing sind immer nach gleicher Struktur abgelaufen – ein wesentlicher Baustein des Trainingslagers.

Der Trainingsplan ist in sieben Thermiktage und drei Wellentage aufgeteilt und baut auf die Ziele des Vortages auf. Diese Mission Cards sind inhaltlich und didaktisch aufeinander aufgebaut und beinhalten wesentliche Informationen wie Flugweg, Aussenlandefelder sowie Ausbildungsziele. Die Mission Cards der Thermiktage haben das Gebiet über den 1. Parcours über St.Crepin bis nach Briancon abgedeckt. Die Wellentage hingegen den Bereich von der Lure Welle bis zum Pic de Buer behandelt.

Die Mission Card im DIN A4 Format zusammengefasst, hat für jeden Trainingstag ein oder zwei Tagesziele (Aims), die über einzelne Lernziele (Objectives) erreicht werden sollten, beinhaltet. Stichpunktartig ist der gesamte Flugweg aufgeführt, der wesentliche Orientierungsmerkmale (Berg oder Geländemerkmal) in Bezug auf die Maximalentfernung von Vinon aufgelistet war. Zu behandelnde Spezialthemen (Special Interest Items) werden zum Schluss aufgeführt und im Flugbriefing behandelt.

Die Neulinge im Duo Discus haben ihre Erfahrungen mit dem neuen Mission Cards als durchweg positiv geschildert. Wir haben die Mission Cards bei guten Bedingungen und Standard Wetterlagen systematisch abgeflogen und unser Wochenziel Briancon ohne Schwierigkeiten erreichen können. Eine Überforderung oder einen Orientierungsverlust seitens der Trainees wurde durch dieses neue Konzept ausgeschlossen.

Durch das schrittweise Heranführen an die lokalen Begebenheiten war ein hoher Ausbildungserfolg zu verzeichnen. Wesentliche Fähigkeiten, die für den alpinen Segelflug unerlässlich sind, wie z.B. die Orientierung und Navigation wurden gezielt vermittelt und nach der Trainingswoche fehlerfrei beherrscht. Wenn doch einmal durch die Trainees mehr gewollt war, wurden die Rollen getauscht und sie auf dem Rückweg vorgeflogen. So wurden in kleinen Schritten die Lernziele in die Praxis umgesetzt und nach zwei bis drei Berggipfel und Talquerung wurde klar, dass das Tagesziel ausreichend gewählt war. Nach etwa fünf Flügen konnten die Trainees sicher bis ins Tal nach St. Crepin fliegen und beherrschten Anforderungen des Gebirgssegelflug wie Außenlandefelder, weiterer Flugweg, Plan B oder alternativer Route umfassend.

In Zusammenarbeit mit dem Trainerteam der Bundeswehr Flugsportgruppe werde ich Mission Cards weiter ausformulieren und erweitern (Modanetal, Aostatal, Siontal etc), damit eine strukturierte und reproduzierbare Basis für ein Hochgebirgssegelflug-Training in Vinon für die unterschiedlichen Ausbildungsstände Anfänger, Fortgeschrittene und Profi abgedeckt werden kann

Ich freue mich schon auf das nächste Jahr in Vinon.

Marcus Dawert